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piano_d.Form ( Dauerinstallation 2008 – 2021) / Der Tod eines Klaviers – Kann ein Klavier sterben ?

piano_d.Form
Von der Ultimativität der Verwandlung

piano_d.Form ist ein mehrfach-perspektivisches Projekt

 

Mittelpunkt ist die Installation eines Klaviers in der Natur und die Beobachtung, Reflektion und künstlerische Transformation von Zerfall und Verwandlung. Die Original Installation wird seit 2009 dokumentiert und wurde während dieses Zeitraums auch zum Zentrum verschiedener Veranstaltungen. Musiker, Autoren und bildende Künstler trafen sich jeweils vor Ort zur spontanen künstlerischen Improvisation. Darüber hinaus fanden bereits mehrere Ausstellungen des Projektes statt – der jeweilige Projektstatus wurde konzeptuell einbezogen. Neben fotografischen Inszenierungen und musikalischen Kompositionen wurde insbesondere die Klang-Bild Performance „piano_d.Form run(time)“ gezeigt.

 

Hierbei handelt es sich um ein generatives Script, das mittels gesampleter Original-Sounds des Klaviers und Fotografien eine multi-dimensionale Impression per Zufalls-Algoritmus (live) erzeugt.

 

Diese Aufführung wird zu einem einmaligen Event, da sie aufgrund der Programmierung nicht wiederholbar ist. Dokumentationen des Projekts und Live Mitschnitte finden sich auf youtube unter

 

Video of a generative audio-visual performance. The real-time art-script generates new views and metamorphosis of the „piano_d.FORM“ by using random algorithms. At the same time the script creates a sound composition using sampled original sounds of the original piano_d.Form. The computer-generated performance is based on an art-script of the media artist Brigitte Felician Siebrecht. The program creates an artificial, random impression, that plays with the dissolving of form. The sound composition works with tempo and tone variations. Fragmentary transparencies, a mix of different states of development – creating a kind of multi-perspective vision and reveals the visibility of the „essence of form.“ Each generated view, each visual moment, every audio composition is unique and unrepeatable – due to the random structure of the script – the possibilities of change are nearly infinit.

Neuro-mantrische Sprach- und Gedanken- Fragmente über FORM

– gesprochen von einem Sprach-Roboter untermalt einen impressiven Zusammenschnitt der Piano Metamorphosen in den letzten 2 Jahren. Auffassung wie ein Mantra. Neuro-mantric speaking and thought-fragments / poem about FORM – spoken by a robot – compilation of piano metamorphosis during the last 2 years. part of the artwork piano_d.FORM

Notation d.formed symphony Brigitte Felician Siebrecht
Notation d.formed symphony Brigitte Felician Siebrecht

 

 

 

FORMdieFORMEN

ABSICHT zu FORMWERDEN FORM zu FUNKTION Form funktioniert für FUNKTION ABSICHT wird FORM wird FUNKTION wird BEDEUTUNG BEDEUTUNGS-VEREINBARUNG zu FUNKTION REDUKTION zu FUNKTION SEIN ENTDEUTUNG ENTFUNKTIONALISIERUNG ENTLASSUNG FORM? FORM von Funktion entleert- FORM von Bedeutung entleert- FORM von ABSICHT enleert- FORM sichtbar FORM unsichtbar

 

Gedankenabriss I
Ist der seiner Funktion entledigte Gebrauchsgegenstand noch ein Gegenstand oder ist er pure Form? Verfall ist in seiner Grundästhetik mindestens ebenso faszinierend wie das Entstehen. Warum fasziniert Verfall? Gibt es überhaupt einen Zerfall? Oder sind nicht alle Dinge dem Wandel unterworfen und unser Urteil, dass dies oder jenes die eigentliche Form sei nur ein kurzer Zwischenzustand und ein winziger Ausschnitt aus dem Gesamtsein eines Dinges? Das Sein und Werden als Gesamtheit betrachten aus einer ästhetischen Leidenschaft heraus: Denn Verfall ist ebenso schön wie Aufbau. Das Memento mori überwinden Gesamtheit wahrnehmen Wandel ist Wahrheit Wenn Staub der Urgrund aller Dinge ist, so ist Form ein Übergangsprodukt, die Definition von Funktion ein kurzes sich Aufbäumen des Bewusstseins Die Menge an Staub bleibt gleich. Im Staub sind alle Dinge gleich… Anstelle des Memento mori und des Jammers über die Vergänglichkeit kann das ästhetische Schwimmen durch Werden und Vergehen treten – das Glück des nie endenden Wandels…

Gedankenabriss II Memento mori
Das Sein und Werden als Gesamtheit betrachten aus einer ästhetischen Leidenschaft heraus: Denn Verfall ist ebenso schön wie Aufbau. Das Memento mori überwinden Gesamtheit wahrnehmen Wandel als Wahrheit Wenn Staub der Urgrund aller Dinge ist, so ist Form ein Übergangsprodukt, die Definition von Funktion ein kurzes sich Aufbäumen des Bewusstseins Die Menge an Staub bleibt gleich. Im Staub sind alle Dinge gleich… Anstelle des Memento mori und des Jammers über die Vergänglichkeit kann das ästhetische Schwimmen durch Werden und Vergehen treten – das Glück des im Wandel Bewusst-Seienden…

Gedankenabriss III piano de[fɔʁm] [ˈfɔʁmən]
die Form die Formen der Form der Formen der Form den Formen die Form die Formen FORM ist – die äußere Gestalt eines Objektes – der Endzustand, den das Veränderte annimmt – die Hülle, die ein Material aufnimmt und diesem Gestalt gibt – ein gedankliches Konstrukt Die Verwandlung Die Verwesung der Verfall Die Verwitterung die DeFormierung VERWITTERUNG Temperaturverwitterung Druckentlastungsverwitterung Frostverwitterung Hydrationsverwitterung Salzverwitterung Lösungsverwitterung Kohlensäureverwitterung Hydrolyse Chemisch-biologische Verwitterung sind ein Prozess! Wohingegen: die Funktion eines Objektes (Piano) ist ein Zustand Wir haben also – indem wir die Funktion beendet haben – und einen Prozess angestoßen haben – das Objekt in Bewegung versetzt dem Objekt eine Dimension hinzgefügt: Zeit > Bewegung > Geschwindigkeit (Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber seit der Moderne auch der Prozess selbst sein)

 

KONZEPT

Brigitte Felician Siebrecht piano_d.FORM
KANN ein KLAVIER sterben?

Von der Ultimativität der stetigen Verwandlung

Das KLavier befindet sich seit 2009 kontinuierlich an verschiedenen Orten im Freien.

Sonne, Regen, Wind, Kälte und Hitze, aber auch Pflanzen und Tiere vereinnahmen das Klavier seither.
Es ist einer ständigen Verwandlung unterworfen, dient verschiedensten Tieren als Unterschlupf, wird Teil des Wachstumsprozesses benachbarter Pflanzen und Bäume. Seine Funktion und Bedeutung wandelt sich kontinuierlich. Die Ausstellung zeigt Entwicklungsprozesse, Verwandlungen, künstlerische Bearbeitungen, Animationen und Klangkompositionen, sowie philosophische und prosaische Kurzgedanken.

Das Klavier im Garten wurde zudem in den letzten beiden Jahren zum Mittelpunkt künstlerischer Zusammentreffen mit Künstlern verschiedener Metiers.

 

Ausschnitte aus diesen Zusammenkünften waren Bestandteil der 1. Ausstellung des „piano deFORM“ in der Mannesmann Halle / WerkStadt Witten.

 

Was wird aus einem Gebrauchsgegenstand, der seiner primären Funktion entledigt wird?

Ist er noch Gegenstand oder ist er pure Form?

Kann ein Klavier sterben?

Bleibt ein Klavier ein Klavier, auch wenn es als solches nicht mehr erkennbar ist?

Oder gibt die gedankliche Zuschreibung einer Bedeutung den Dingen ihre Form?

Der Verfall erscheint in diesem Prozess in seiner Ästhetik und Schönheit ebenso faszinierend wie das Entstehen.

Die Beobachtung der Ästhetik von Verwitterung ist dennoch nur ein begleitender Aspekt des piano deFORM Projektes. Letztlich entstehen aus dem Deformationsprozess und dem Versuch, das Entstehende in die eigene Welt zu re-integrieren in der Hauptsache neue Sichtweisen und individuelle (Be)Deutungen… Ein innerer Zusammenhang wird sichtbar zwischen Entstehung und Verfall: Stetige, nie endende Verwandlung ist die letzte Wahrheit jedes Dinges – Form und Funktion sind nur kurze Übergänge innerhalb eines unendlichen Prozesses.

 

 

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17 Tafeln – Installation

Installation Henrichshütte

EN Kunst 2006

 

‚Das Leben ist ein Kunstwerk und das Kunstwerk ist Leben’
[Emmet Williams]

 

Die Fähigkeit, Vorstellungen des Realen zu verändern, neue Begriffe zu bilden, das eigene Bewusstsein zu ver-wandeln, macht aus Menschen nicht nur Autoren von Kunst sondern auch Schöpfer der Wirklichkeit …Kunst wird damit zur „Weltanschauung“.

 

Im Rahmen der „EN-Kunst 2006“ installierten die beiden Künstler B. Felician Siebrecht und KL Pempeit von September bis November 2006 auf dem Gelände des LWL-Industriemuseums Henrichshütte in Hattingen ihre eigens für diesen Ort entwickelte Arbeit „17 Tafeln“.

Die ca. 20 m breite und 2 m hohe Installation nahm dabei bewusst direkten Bezug auf die “gewordene” Umgebung auf dem Gelände der Henrichshütte. Gefundene, zufällige Strukturen aus Farbe und korrodiertem Metall, die von deren ehemaliger Funktion zeugen, wurden aufgegriffen.

Losgelöst von eben dieser ursprünglichen Nutzung und Bedeutung wurden sie von den beiden Medienkünstlern als höchst ästhetische Objekte wahrgenommen und in Korrespondenz zu den ursprünglichen Objekten – quasi als Vorstellungs-Spiegelung – wiedergegeben.
Dabei wurden die zufälligen, durch (natürliche) Prozesse entstandenen Strukturen zur intuitiven Anregung. Interpretationen des Schemenhaften vertieften das bereits Vorhandene und modulierten aus dem „GeBilde“ analog das „Bild“. Scheinbar „Bedeutungsloses“ wandelte sich damit für den menschlichen Blick in „Bedeutungsvolles“.

Die Wirkung der Installation war ausgerichtet auf das Erleben jedes Einzelnen, die Beobachtung der eigenen Vorstellungsbildung und die Entdeckung der aktiven Gestaltung des Wahrgenommenen.
Für die beiden Künstler aus Iserlohn ist Interaktivität in ihrer Arbeit ein zentraler Punkt. Der „Einstieg“ der Betrachter in eine Form von Aktivität war daher betonte Absicht.

Es sollte nicht ein „Kunstwerk“ entstehen, dem sich die Betrachter gegenüber sehen, sondern es wollte Vorschlag sein, anders zu sehen, neu zu sehen – Anregung, sich die Welt in kreativer Weise zu “eigen” zu machen…
Der Ansatz, die Neuen Medien nur als Werkzeug zur Duplikation zu nutzen und den Schauplatz der Interaktivität in der äußeren Wirklichkeit zu belassen, ist dabei die Besonderheit.

Zuletzt schienen sich die Motive eingeprägt zu haben in die Originale – sie waren dort sichtbar geworden – quasi nicht mehr „weg-zu-denken“…
Das Spiel mit der eigenen Kreativität und Vorstellung – ganz im Beuysschen Sinne („Jeder Mensch ist ein Künstler“) hat die Mehrheit der Ausstellungsbesucher in seinen Bann gezogen. Einige empfanden dies sogar als Rückkehr in die eigene Kindheit, in der man eine gewisse Ausgelassenheit gegenüber den Wahrnehmungen der Welt erlebt hatte.
Die zurückbleibende Frage: „Was und wie sehen wir eigentlich wirklich?“ lässt sich übertragen auf alle Orte und Situationen menschlichen Lebens.
Siebrecht und Pempeit wollten mit dieser speziellen Visualisierung außerdem eine Analogie schaffen zum Schicksal vieler Industriebrachen, die in den letzten Jahren verstärkt durch so genannte “Umnutzungen” eine neue Existenzberechtigung erhalten haben. Auch die 17 Tafeln der Henrichshütte haben eine „Umnutzung“ bzw. „Umdeutung“ ihrer ursprünglichen Bedeutung erfahren, deren Wirkung anhält, auch nach Demontage der Installation vor Ort und die sich ausbreitet auf das gesamte Gelände.